Antisemitismus ist mehr als konkreter Hass gegen Juden:Jüdinnen. Er funktioniert als wahnhafte Ideologie, die sich Projektionsflächen sucht abseits von der Realität jüdischen Lebens. Betroffen sind alle, denen vermeintlich „jüdische“ Eigenschaften zugeschrieben werden (Modul III).
Beachte: In der Konsequenz sind es Juden:Jüdinnen, deren Leben durch antisemitische Gewalt bedroht ist. Doch auch Medienmachende stehen zunehmend mit im Fokus antisemitischer Agitationen und Hetze, weil sie in antisemitisch geprägten Verschwörungserzählungen als Teil einer angeblichen „Elite“ und als steuernde und treibende Kraft gesellschaftlicher Diskurse gesehen werden.
Philipp Peyman Engel spricht über die erhöhte Bedrohungslage vor allem für jüdische Journalist:innen seit dem der Angriff der Hamas und weiteren Terror-Gruppen auf Israel am 07. Oktober 2023.
Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Angriffe auf Journalist:innen in Deutschland deutlich gestiegen. Die Angriffe reichen von körperlicher Gewalt bis hin zu Sachbeschädigungen an Kameraequipment, Redaktionsräumen oder sogar privaten Wohnorten von Journalist:innen. Besonders häufig kam es 2024 bei Demonstrationen zu gewaltsamen Vorfällen. Ein großer Teil der körperlichen Übergriffe ereignete sich in Berlin im Umfeld von Protesten, die im Kontext des Nahost-Konflikts nach dem Hamas-Angriff auf Israel im Oktober 2023 stattfanden. Weitere Angriffe wurden dem verschwörungsideologischen und rechtsextremen Milieu zugeordnet.
Expert:innen gehen außerdem davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt, da viele Vorfälle nicht angezeigt oder nicht ausreichend dokumentiert werden können.
Wie kannst du Kolleg:innen unterstützen, die von Antisemitismus betroffen sind? Welche Strukturen braucht es in Redaktionen dafür?
Der Begriff „Lügenpresse“, stammt aus nationalistischen und antisemitischen Kreisen des 19. Jahrhunderts und wurde später gezielt von den Nationalsozialisten eingesetzt (auch als „Judenpresse“). Damals wie heute dient er dazu, die Glaubwürdigkeit von Medien zu zerstören und ihnen eine „gesteuerte“ Agenda zu unterstellen.
In modernen Verschwörungserzählungen lebt dieses Narrativ weiter. Journalist:innen werden nicht nur misstrauisch beäugt, sondern als Teil einer angeblichen „jüdischen Weltverschwörung“ geframed. Auch wenn das nicht immer offen ausgesprochen wird, steckt oft ein antisemitisches Weltbild dahinter.
Das zeigt: Medienfeindschaft und Antisemitismus sind keine neuen Phänomene, sondern knüpfen an lange bestehende Feindbilder an. Auch heute richtet sich diese Bezichtigung nicht nur gegen Juden:Jüdinnen, sondern immer wieder auch gegen Journalist:innen selbst – ganz unabhängig davon, ob sie jüdisch sind oder nicht.
Gerade deshalb ist es entscheidend, die Zusammenhänge zu kennen. Denn wer im Journalismus arbeitet, trägt nicht nur Verantwortung für Öffentlichkeit und Aufklärung, sondern wird selbst Teil der Auseinandersetzung. Antisemitismus begegnet euch dabei nicht nur in den Inhalten, über die berichtet wird, sondern auch direkt in Form von Anfeindungen, Angriffen oder Hetze.
Handelt es sich bei den folgenden Aussagen um legitime Medienkritik oder um ein antisemitisches Narrativ? Ziehe die jeweilige Aussage auf das zutreffende Feld.